Summary: | Der vorliegende Band versammelt Forschungsmanuskripte Husserls zu vier miteinander zusammenhängenden Themenbereichen. Die Manuskripte der ersten beiden Themenbereiche bieten phänomenologische Analysen zu den Phänomenen des Unbewusstseins und zu den damit verbundenen Problemen von Geburt, Schlaf und Tod und führen wie die anschließenden Instinktanalysen an die Grenzen der Phänomenologie als einer deskriptiven Wissenschaft. In diesen Manuskripten finden sich wesentliche Stücke einer phänomenologischen Fundierung der Husserl’schen Metaphysik, die in den Manuskripten des dritten Themenbereichs als eine spekulative Monadologie, Teleologie und Theologie in Ansätzen entfaltet wird. Die vierte und größte Textgruppe des Bandes dokumentiert in einer repräsentativen Textauswahl Husserls ethische Reflexionen der Freiburger Jahre, in denen Husserl von seiner frühen, unter dem Einfluss Brentanos stehenden Göttinger Ethik abrückt und insbesondere unter dem Einfluss Fichtes eine Ethik entwickelt, die in eins Individualethik, Sozialethik und Menschheitsethik ist. Für diese Ethik ist ein erweiterter Begriff von praktischer Vernunft kennzeichnend. Vernünftig und damit geboten sind nun nicht mehr einzelne Handlungen, die das Beste des in einer Situation Erreichbaren realisieren, sondern geboten ist nun eine absolut gerechtfertigte Gestaltung des je eigenen individuellen Lebens sowie eine vernünftige Gestaltung des Lebens der nationalen und übernationalen Gemeinschaften in Richtung auf das Ideal einer Liebesgemeinschaft gegenseitiger Fürsorge. Angesichts der Irrationalität im Leben des Einzelnen und in der Geschichte der Menschheit drängen sich Husserl Fragen nach dem Wert und der Möglichkeit ethischen Handelns überhaupt auf. In diesem Zusammenhang rücken das Phänomen der Liebe als Quelle bindender Werte und als Motiv ethischen Handelns sowie das Phänomen des individuellen Rufs zu einer Lebensaufgabe ins Zentrumvon Husserls späten ethischen Reflexionen
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