Summary: | Interviews über moralische Sujets sind nicht einfach eine aufgelockerte Art der Informationsvermittlung, sondern stellen eine eigene Art der moralischen Kommunikation mit der Öffentlichkeit dar. Diese erfolgte in der Vergangenheit fast ausschließlich in Gestalt von Belehrung, individuellem Zeugnis und exemplarischen Vorbildern. Interviews bieten die Möglichkeit, dass ein viel größerer Personenkreis Stellung beziehen, andere zum Nach- und Selbstdenken angeregt und die eigene Meinung in die öffentliche Kommunikation eingespeist werden kann. Trotzdem kann der Interviewte durchaus als Vertreter seines Fachs oder einer Institution einen Standpunkt beziehen und erläutern und auch aus dem Horizont eines Glaubensverständnisses Antworten zu geben versuchen. Interviews über moralische Sujets verraten infolgedessen etwas über den Befragten als Person und sein Problembewusstsein. Sie spiegeln aber auch Themen und Akzente gesellschaftlicher Debatten über Tod und Sterben, über medizinische Errungenschaften und deren Nutzung, über Beziehungen und Institutionen, die Entwicklung des Rechts und die Möglichkeiten von Versöhnung. In dem vorliegenden Buch werden auch Verlauf und Dynamik des gesellschaftlichen Moraldiskurses und die Rolle der theologischen Ethik hierbei reflektiert.
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