Summary: | Die Frage nach einem Zusammenhang von Sprache und Begriffsbildung erfährt auch in den Kognitions- und Neurowissenschaften verstärkt Interesse. Sie wird jedoch ohne Bezug zu entsprechenden sprach- und zeichenphilosophischen Theorietraditionen diskutiert. Anders als die Wirkungsgeschichte des strukturalistischen Paradigmas dies glauben macht, eröffnet hier aber gerade ihr vorgeblicher Begründer, Ferdinand de Saussure, bislang unbeachtet gebliebene Anschlussmöglichkeiten. In seiner diskursiv verankerten und differenzlogischen Semantikkonzeption weist er den Prozess der Zeichensynthesis als den logischen Ort dynamischer Begriffsgenese aus. Wie die Rekonstruktion des fragmentarisch gebliebenen Theoriegebäudes von Saussure zeigt, ist der von ihm entwickelte semiologische Rahmen geeignet, ein Modell für die Verortung neurowissenschaftlicher Forschungsergebnisse zur kognitiven Wissensorganisation zu liefern. Zugleich macht die neurowissenschaftliche Konkretisierung Saussurescher Kernannahmen die Grundzüge einer semiologischen Theorie der Verzeichnung des Wissens sichtbar.
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