Drogenkonsum und Drogenpolitik Deutschland und die Niederlande im Vergleich

Es zählt zu den Merkwürdigkeiten der neueren Diskussion, wie sehr das Drogenphänomen als länderübergreifendes Problem wahrgenommen wird und wie wenig gleichzeitig über die Drogenproblematik und Drogenpolitik in anderen Ländern bekannt ist. Bloße Annahmen, die wie gesicherte wis­ senschaftliche Erken...

Full description

Bibliographic Details
Corporate Author: SpringerLink (Online service)
Format: eBook
Language:German
Published: Wiesbaden VS Verlag für Sozialwissenschaften 1992, 1992
Edition:1st ed. 1992
Subjects:
Online Access:
Collection: Springer Book Archives -2004 - Collection details see MPG.ReNa
Description
Summary:Es zählt zu den Merkwürdigkeiten der neueren Diskussion, wie sehr das Drogenphänomen als länderübergreifendes Problem wahrgenommen wird und wie wenig gleichzeitig über die Drogenproblematik und Drogenpolitik in anderen Ländern bekannt ist. Bloße Annahmen, die wie gesicherte wis­ senschaftliche Erkenntnisse behandelt und nicht mehr hinterfragt werden, bestimmen die Diskussion. Wohl nirgends wird dies deutlicher als im Fall der Bundesrepublik Deutschland und der Niederlande. Beide Länder verfol­ gen gegenüber dem Drogengebrauch eine unterschiedliche Strategie: Wäh­ rend in der Bundesrepublik der Besitz und Erwerb von Cannabis strafrecht­ lich geahndet wird, wird in den Niederlanden eine Politik der Tolerierung, ja gar der gesellschaftlichen Akzeptanz betrieben. Aus Sicht vieler, wenn nicht gar der meisten bundesdeutschen Autoren, muß eine derartige liberale Politik zwangsläufig den Drogengebrauch und drogenbedingte Probleme begünstigen. Doch aus Sicht vieler holländischer Autoren bewirkt sie genau das Gegenteil: eine Abnahme der Konsumentenzahlen, eine Trennung des Marktes für weiche und harte Drogen und eine Reduktion drogenbedingter Probleme. Die Selbstverständlichkeit, mit der in den beiden Ländern die eigenen Deutungen vorgebracht werden, ist bemerkenswert. Daß sie im Wider­ spruch zu den Deutungen in anderen Ländern -gar des Nachbarlande- stehen, wird in der Regel nicht zur Kenntnis genommen. Weder gibt es eine Diskussion über die unterschiedlichen "Realitäts"beschreibungen noch deren Überprüfung anhand empirischer Belege. Maßgeblich verantwortlich für diese Situation ist die verbreitete Neigung, den Drogengebrauch auch dort primär unter einer wertgeladenen Perspektive zu sehen, wo es um Sachaussagen gehl Argumente moralischer undpolitischer Natur ersetzen unter diesen Umständen die wissenschaftliche Auseinandersetzung
Physical Description:174 S. online resource
ISBN:9783322958907