Summary: | Die Rolle des I./SS-Gendarmerie-Bataillons (mot.) bei der Vernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden, der Massengewalt gegen die polnische Bevölkerung sowie bei der Widerstandsbekämpfung im besetzten Polen wurde bislang kaum aufgearbeitet. Dabei erreichten die Verbrechen dieser 1942 aufgestellten NS-Sondereinheit eine vergleichbare Dimension wie die mörderische Gewalt, die von bereits intensiver erforschten Polizei- und SS-Truppen ausging. Marius Seydel schließt diese Forschungslücke. Er analysiert Taten, Einsatzräume und -strukturen sowie das Personal des Gendarmerie-Bataillons. Verbunden ist damit eine erstmalige Untersuchung der Polizeisparte der Gendarmerie selbst und des Institutionengeflechts im ›Generalgouvernement‹. Darauf aufbauend entwickelt die Studie einen neuen intermediären Ansatz der NS-Täterforschung, der struktur-, personen- und situationenbezogene Erklärungen für Tathandeln nicht länger dichotomisch gegenüberstellt, sondern sie vermittelt. Die Voraussetzungen für die mehrjährige Mitwirkung der Bataillonsangehörigen an Massenmorden werden auf diese Weise als Ermöglichungsverhältnisse in den Blick genommen.
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