Summary: | Der Adel des vormodernen Europa galt bislang als eher wirtschaftsfern, auf Luxus ausgerichtet, mit Hang zu kostspieligem Ausgabeverhalten und stets vom finanziellen Ruin bedroht. Dies stellt aber nur eine Facette adeligen Wirtschaftens dar, die zudem die Rolle des Adels in den alteuropäischen Wirtschaftsprozessen unterschätzt und ihn als Opfer erscheinen lässt. Der Adel wusste sich sehr wohl den Wirtschaftskonjunkturen anzupassen und diese profitabel zu nutzen, gestaltete die Wirtschaftsentwicklungen hin zum modernen Kapitalismus maßgeblich vielmehr als eigenständiger Akteur mit und beeinflusste die Wirtschaftsstrukturen. Dabei ging er intensive Verbindungen mit nicht-adeligen Akteuren ein, was bis zum Ende der Frühen Neuzeit zur fundamentalen Umgestaltung der europäischen Eliten insgesamt und zur Entfaltung des Kapitalismus führte. Die Studie spürt nicht nur den einzelnen Feldern adeligen Unternehmertums nach, sondern zeigt auch auf, in welchem Zusammenhang diese Wirtschaftsaktivitäten mit dem adeligen Selbstverständnis und dem Gesellschaftsverständnis zwischen dem 13. und 19. Jahrhundert standen. Daher interessiert auch die Frage, wie es zur negativen Wahrnehmung der ökonomischen Aktivitäten des Adels kam und welche Interessen dabei wirkten.
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