Summary: | Fragen des Zusammenhangs von Sprache und Gesellschaft stoßen prinzipiell auf breites Interesse, denn beide Sphären und erst recht ihre Verknüpfung betreffen je den. Der sprachlichen Seite wird dabei in den Wissenschaften und in der Öffent lichkeit seit einiger Zeit verstärkte Aufmerksamkeit geschenkt. Dabei geht es bei spielsweise um die Abhängigkeit des öffentlichen Sprachgebrauchs von politischen und wirtschaftlichen Interessen und den Einfluß bestimmter Wörter auf die Mei nungsbildung, allgemein gesagt um Sprache als ,subjektive Dimension' der Politik. Innerhalb des historischen Paradigmas versucht man in ähnlicher Perspektive, wichtige gesellschaftliche Umbrüche an der Ablösung oder Veränderung zentraler Begrifflichkeiten deutlich zu machen, denn wenn sich Sprache als "soziales Ge dächtnis" ansehen läßt, das die Erinnerung an vergangene Ereignisse bewahrt, kann über ihren Wandel auch eine Art "Wissens- oder Bewußtseinsgeschichte" der 1 jeweiligen Kommunikationsgemeinschaft rekonstruiert werden. Obwohl hier nicht zuletzt von der Sprachwissenschaft gefordert ist, überschrei ten derartige Fragestellungen ganz offensichtlich die Grenzen des Faches und sind wegen der Vielfalt der zu berücksichtigenden Faktoren nur sehr schwer in den Griff zu bekommen. Die Linguistik kann daher selten Aussagen machen, die nicht entweder auf der Ebene allgemeiner Prinzipien und Tendenzen stehenbleiben oder äußerst spekulativ werden. Einen Ausweg aus diesem Dilemma bietet m. E. die Konzentration auf ein spezifisches Thema der öffentlichen Diskussion, einen in haltlich abgrenzbaren und überschaubaren ,Diskurs', in dessen längsschnitthafter Nachzeichnung sich die von Sprachtheoretikern geforderte "vertiefte Kenntnis" der Gegenstände und der Sichtweiseder Aktoren realisieren läßt. Im folgenden sollen deshalb grundsätzliche Prinzipien dieses Ansatzes (Kap. 1
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