Summary: | Der Schmerz in seinem vieWiltigen Bezug zum menschlichen Leben hat in den letzten lahren eine Neubewertung erfahren, vor all em in der medizinischen Forschung und in den therapeutischen Konzepten. So wurde bisher der Aspekt iiberbetont, daJ3 der korperliche Schmerz meistens eine Begleiterscheinung von Krankheiten und deshalb vor aHem im Zusammenhang mit der jeweiligen Grundkrankheit zu sehen und zu behandeln sei. Diese Deutung ist fUr den Bereich akuter Schmer zen weitgehend richtig. So ist in jeder arztlichen Fachdisziplin der Schmerz an bestimmte Krankheiten gekoppelt, man denke an den Signalcharakter der Schmerzen z. B. bei Angina pectoris, Koliken, Trau men, Entziindungsvorgangen. Diese Logik des Erklarungszusammen hangs gilt auch fUr manche chronische Schmerzen, die deshalb chro nisch sind, weil die auslosende Krankheit nicht heilbar ist, z. B. Arthro sen, Tumoren, Nervenverletzungen. Eine solche einfach erscheinende Kausalitat ist bei vielen Arten von chronischem Schmerz dagegen nicht erkennbar, vielmehr sind komplexe korperliche und seelische Faktoren an Entstehung und Ablauf des Schmerzzustands beteiligt, z. B. bei Kreuzschmerzen, Algodystrophien, Migrane. So wird neuerdings immer starker die Auffassung vertreten, daJ3 Schmerzen, die nicht ausreichend behandelt werden oder behandelt werden konnen, als eigenstandige Krankheit anzusehen sind, als "Schmerzkrankheit". Haufig sind solche Schmerzen auch psychosoma tisch mitbedingt, z. B. kann der Schmerz ein Projektionssystem fiir unbe waltigte seelische Probleme und Konflikte sein
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